Sonntag, 21. Juli 2013
Nachtrag: Der geplatzte Traum vom Wimbledonsieg der Sabine Lisicki
Endlich kommt also mein Beitrag zum Tennismärchen 2013. Das Tennismärchen, dass Sabine Lisicki zur ersten deutschen Finalteilnahme eines Grand Slam Turniers brachte, seit Reiner Schüttler 2003 und zur ersten weiblichen Teilnahme seit Steffi Graf 1999. Im Endeffekt wurde bereits genug über diesen Triumpf geschrieben, erzählt oder sonst irgendwie den Leuten nahe gebracht.

Ich will dieses fantastische Turnier oder das verpassen des Sieges gar nicht historisch in die deutsche Sportgeschichte groß einordnen. Oder Sabine Lisicki mit Steffi Graf vergleichen. Zumal ich das gar nicht könnte, da ich keine fundierte Erinnerung an Steffi Graf besitze. Die Faszination Tennis wurde mir erst 2001 eingeimpft. Goran Ivanisevic, einst ein Weltklassespieler, der aber in den Niederrungen der Weltrangliste abgerutscht war und nur mit einer Wildcard an Wimbledon teilnehmen konnte und siehe da, er gewann. Von diesem Turnier, insbesondere die Ivanisevic Spiele habe ich, noch immer, sehr viele Erinnerungen. Damals habe ich Tennis wirklich das erste Mal war genommen.

Allerdings gab es in Deutschland wenige Spieler/innen, die einen zu begeistern wussten und so suchte man sich zwangsweise ausländische Spieler/innen. Es gab und gibt Leute wie Roger Federrer, Rafael Nadal, Andy Roddick, Juan Manuel del Potro, Andy Murray, Novak Djokovic, Maria Sharapova, Serena Williams, Venus Williams usw. Für jeden finden sich dort ein oder mehrere Sympathieträger. Ich sicherlich habe mich auch lange Zeit aus diesem Pool bedient. Zum ersten Mal ist mir dann 2011 jemand neues aufgefallen. Eine deutsche die nicht nur sportlich für Furore sorgte, sondern auch noch sehr sympathisch daher kam: Sabine Lisicki.

Vor zwei Jahren gehörte ich allerdings noch nicht zu den glücklichen, die ein SKY Abo hatten und so habe ich ihren damaligen Einzug ins Halbfinal, leider auch nicht richtig mit verfolgen können. Bis heute schmerzt es einen, wenn man deutsche Erfolge nicht sehen kann, weil sie lediglich bei einem bezahl Sender übertragen werden. Da muss ich jetzt doch mal kurz in die allgemeine Kritik auf die öffentlich-rechtlichen einstimmen und sagen, dass es so nicht sein kann. Das die einst so populäre Sportart Tennis komplett vom deutschen Bildschirm verschwindet und ausgerechnet dann, wenn das wichtigste Turnier der Welt gespielt wird, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Zurück zu der Erscheinung Sabine Lisicki. 2011 nahm ich sie also das erste Mal wirklich wahr. Klar es gibt und gab andere erfolgreiche Spielerinnen wie z.B. Angelique Kerber oder Andrea Petkovic, aber keine hat eine solche Ausstrahlung wie eine Sabine Lisicki, weshalb sie wohl auch so schnell, dieses Jahr, es geschafft hat alle Welt zu verzücken.

Letztes Jahr bei Olympia habe ich sie dann wieder wahrgenommen und diesmal auch vollkommen. Denn schließlich hat man sie auch spielen sehen. Sowohl im Einzel, als auch im Mixed wusste sie zu überzeugen und verpasste nur knapp die Bronze Medaille im Mixed. Was aber mehr hängen blieb, als es eine Medaille getan hätte, war das dort ein sehr sympathischer und authentischer Mensch seinen Sport ausübt und das mit einer Liebe zum selbigen, die ich lange nicht mehr so wahrgenommen habe.

Dieses Jahr stand also Wimbledon ganz oben auf meiner to watch Liste. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich lediglich die zweite Woche wirklich intensiv verfolgt habe. Da allerdings dann so gut wie jedes Match gesehen habe. Das Match von Sabine Lisicki gegen Serena Williams war dabei das Highlight im Damentennis. Ihr Halbfinalmatch gegen Radwanska war zwar ebenfalls sensationell, vor allem da sie im dritten Satz wieder 0:3 hinten lag. Dennoch die Weltranglistenerste die in den letzten 12 Monaten lediglich drei Spiele verloren hatte, auf ihrem absoluten Lieblingsuntergrund, dem Gras, zu schlagen war einfach nur eine riesen große Überraschung. Es kam einem Wunder gleich. Nicht umsonst war Lisicki auf einmal Favoritin auf den Turniererfolg. Und ich glaube, sie hätte gewinnen können, ja eigentlich müssen. Hätte sie ihre Nerven im Griff gehabt oder frühzeitig in den Griff bekommen.

Allerdings muss ich sagen, das weder dieser immense sportliche Erfolg das ist, was ich behalten werde, noch der Hype der um die Person Sabine Lisicki entstand und ums deutsche Tennis. Über diesen angeblichen Tennisboom oder eventuellen Tennisboom, will ich mich lieber nicht äußern. Nein es sind mal wieder, meine vielzitierten und geschätzten Emotionen, die ich hier behalten werde. Diese unglaublich Nervenaufreibenden Partien bzw. Momente gegen Williams und Radwanska, wo ich wahrscheinlich mehr gelitten habe, als Sabine Lisicki selber. Es hat einfach schlichtundergreifen große Freude bereitet dabei sein zu dürfen. Es war, zumeist, hochklassiges Damentennis, das man verfolgen konnte. Und vor allem eine Kämpfernatur die man beobachtet konnte.

Es ist wohl noch die zweite große Komponente die ich von diesem Turnier mitnehmen werde. Die unglaubliche Nähe zu den Sportlern, bei denen man jede noch so kleine Nervenanspannung sehen kann. Aller kleinste Unzufriedenheit wird ebenfalls sofort von der Kamera eingefangen oder einfach das ungläubige Staunen, darüber, was der Kontrahent da tatsächlich gerade leistet. Was man vor allem, im wohl besten Männermatch des Turniers, bei del Potro und Djokovic im Halbfinale zig malle in ihrem Gesicht ablesen konnte.
Diese große Nähe vor allem, als Sabine Lisicki im Finale ihre Tränen nicht mehr unterdrücken konnte, werde ich niemals wieder vergessen. Am liebsten wäre ich durch den Fernseher direkt zu ihr gesprungen und hätte sie in den Arm genommen und getröstet. Vor allem das, ist neben sportlich grandiosen Partien, wie Djokovic – del Potro oder Lisicki gegen Williams bzw. Radwanska. Das warum man diesen Tennissport lieben sollte und ihn fördern muss und nicht weil plötzlich wieder ein paar gute Spieler hervorkommen.

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und so suchte man sich zwangsweise ausländische Spieler/innen.

Zwangsweise? Ich habe das nie so empfunden, als Ende der Siebziger/Anfang der 80er mein Interesse am Tennis erwachte. Den Giganten wie Borg, McEnroe, Connors und wie sie alle hießen zuzugucken, war ein Vergnügen, und ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals gedacht hätte, ach, wenn da doch nur ein paar deutsche Spieler mitmischen würden. Als dann Boris Becker und Steffi Graf internationale Erfolge feierten, war das für mich eine eher zwiespältige Sache. Als Regionalpatriot war ich natürlich stolz drauf, dass die beiden aus meiner heimatlichen Rhein-Neckar-Region kamen, andererseits war mir Bobbele (im Gegensatz zur Gräfin) nicht sonderlich sympathisch.

Ähnlich vor 20 Jahren als ich anfing, Tour de France zu gucken. Das war ein paar Jahre lang richtig interessant, bis ab 1997/98 der ständige Jan-Ullrich-Kult (vor allem in der ARD) total nervte. Nur weil der den gleichen Pass hat wie ich, muss ich den noch lange nicht gut finden, und wenn ich ehrlich bin, hat es mich sogar ein bisschen gefreut, dass Lance Armstrong ihm den Arsch abgefahren hat.

Kurzum: Wenn eine Sportart interessant genug ist, ist mir drauf ge******en, ob da irgendwelche doitschen Nasen was gebacken oder nicht.

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